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Die ESHRE hat das POI (premature ovarian failure) durch 3 Kriterien definiert: primäre oder sekundäre Amenorrhoe über wenigstens 4 Monate, Alter < 40 J., FSH > 25 mIU/ml in 2 Messungen mit wenigstens 4 Wochen Abstand).
Es ist bekannt, dass die spontane Konzeptionsrate bei Frauen mit einem POI ca. 4% beträgt (Bidet et al. Resumption of ovarian function and pregnancies in 358 patients with premature ovarian failure. J. Clin. Endocrinol. Metab. 2011; 96: 3864–3872).
Ein systematischer Review (1/2008 – 1/2018) untersuchte die Frage nach der Konzeptionsrate beim POI, wenn man neben den spontan eintretenden Schwangerschaften auch solche unter/durch Therapien (HRT, IVF mit autologen Eizellen, in vitro-Maturation = IVM, Stammzelltherapie) betrachtet (Fraison et al. Pregnancy following diagnosis of premature ovarian insufficiency: a systematic review. Reprod. Biomed. Online 2019; April 30 [Epub ahead of print]).
Die Autoren identifizierten 15 Publikationen, allerdings nur 2 davon randomisiert und kontrolliert. Die Schwangerschaftsraten schwankten zwischen 2,2 – 14,2%. Das mediane Alter der Patientinnen mit Schwangerschaften lag bei 30 J.
Man kann davon ausgehen, dass sich hinter dem POI eine heterogene Klientel mit unterschiedlichsten Erkrankungsursachen verbirgt. Dadurch und auch aufgrund der überwiegend mäßigen Studienqualität im genannten Review lässt sich momentan nicht pauschal ableiten, dass eine Kinderwunsch-Behandlung die niedrige spontane Konzeptionsrate beim POI relevant zu steigern vermag.
Die Autoren vermuten, dass die IVM und die Stammzelltherapie das Potential besitzen könnten, zukünftig therapeutisch eingesetzt zu werden. Hier besteht weiter Klärungsbedarf.
Prof. Dr. med. Frank Nawroth