Spermiogramm

Überprüfung der Samenqualität

Das Spermiogramm bezeichnet das Ergebnis einer Spermienanalyse auf ihre Menge und Beweglichkeit und stellt einen der ersten Schritte bei der Kinderwunschbehandlung dar.

Die Überprüfung der eigenen Fruchtbarkeit ist eine Angelegenheit, welche bei jedem Mann Ängste auslöst. Die Angst, nicht oder nur eingeschränkt zeugungsfähig zu sein, rührt nicht zuletzt auch daher, dass Zeugungsfähigkeit und Potenz in der uninformierten Öffentlichkeit als ein und dasselbe angesehen werden, was selbstverständlich nicht zutrifft.

Es kostet Männer daher oft eine enorme Überwindung, ihr Sperma überprüfen zu lassen. Doch ist es genau genommen nur eine Kleinigkeit im Vergleich zu dem, was Frauen im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung zugemutet wird. Vor einem Spermiogramm sollte 3–5 Tage nicht ejakuliert werden.

In unseren Praxen in Hannover und Bad Münder stehen zur Abgabe des Ejakulats so genannte Männerräume zur Verfügung; die Begleitung durch die Partnerin ist selbstverständlich erlaubt.

Sollte Ihr Anfahrtsweg kürzer als 30 Minuten sein, kann die Probe nach Absprache auch zu Hause gewonnen und mitgebracht werden. Dazu sollten Sie sich zuvor einen sterilen Behälter abholen. Wird das Spermiogramm im Rahmen eines Erstgesprächs durchgeführt, dann erhalten Sie das Ergebnis meist während dieses Termins und selbstverständlich werden Ihnen die Resultate der Untersuchung ausführlich erläutert.

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Normwerte

Was ist ein normales Spermiogramm

Dass es an ihnen liegen könnte, wenn es mit dem Wunschkind nicht klappt, ist für viele Männer unvorstellbar. Aber selbst Männer, die aktuell keinen Kinderwunsch haben, denken doch insgeheim darüber nach, ob sie genug Spermien haben.
Nach der WHO (Weltgesundheitsorganisation) ist zur erfolgreichen Befruchtung eine Spermiendichte von mehr als 15 Millionen/ml als normal zu betrachten. Bei geringeren Werten wird es zunehmend schwieriger, auf normalem Wege eine Schwangerschaft herbeizuführen. Unter 5 Millionen/ml wird es nahezu unmöglich.
Aber es zählt nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität. Dazu gehört in erster Linie die Beweglichkeit (Motilität) der Spermien aber auch die Spermienmorphologie, deren Bedeutung jedoch unklar bleibt, denn selbst bei nur 1% normal geformter Spermien scheint eine Befruchtung von Eizellen möglich. Die WHO unterscheidet die Spermienmotilität nach gradlinig beweglichen (WHO A) und nicht gradlinig (WHO B) beweglichen sowie in lokal bewegliche (WHO C) und unbewegliche (WHO D) Spermien.
Als ausreichend für eine Empfängnis wird eine Beweglichkeit von 32 % (WHO A+B) betrachtet. Für die Krankenkasse muss eine Beweglichkeit von < 15 % (WHO A) nachgewiesen worden sein, um eine ICSI-Behandlung mit 50 % der Behandlungskosten zu bezuschussen.
Ein ausführliches Spermiogramm beinhaltet so viele Faktoren, dass es so unübersichtlich wird wie eine Stromrechnung. Deshalb zusammengefasst: Die männliche Zeugungsfähigkeit wird überwiegend durch die Spermiendichte und -beweglichkeit bestimmt.

Ursachen

Zu wenig Spermien – woran liegt es?

Leider findet man in den häufigsten Fällen, bei denen das Spermiogramm eingeschränkt ist, keine nachweisbare Ursache. Man vermutet dann z.B. genetische Gründe, ohne dass dies konkret feststellbar wäre. Der häufigste nachweisbare Grund für einen schlechten Spermienbefund ist die Varicozele, eine Krampfader im Hoden, die zu einer Temperaturerhöhung führen kann und damit die Spermienbildung beeinträchtigt. Eine Operation führt oft zu einer Verbesserung des Befundes, soll aber die Schwangerschaftsrate kaum verbessern. Sehr selten liegen hormonelle Störungen vor, deren Behandlung zu einer deutlichen Verbesserung der Befunde führen kann.
Auch Infektionen (Mumps) oder ein Unfall (Fußball und Fahrradstange) können mit einem schlechten Spermiogramm in Zusammenhang gebracht werden. Oft findet man in der Vorgeschichte einen Hodenhochstand oder einen Pendelhoden. Dessen Ursache ist unklar.
Auch umweltbedingte Einflüsse werden diskutiert, ein konkreter Nachweis gelingt jedoch nur sehr selten. Zu den umweltbedingten Einflüssen gehört natürlich der Alkohol- und Zigarettenkonsum. Auch Schichtdienst und Über- und Untergewicht werden mit einem schlechten Spermabefund in Verbindung gebracht. Therapeutisch wird in Abhängigkeit von der Befundschwere entweder eine Insemination oder ICSI empfohlen.

Fehlende Spermien

Keine Spermien – gibt es trotzdem Hoffnung?

Eine sogenannte Azoospermie bedeutet, dass sich im Ejakulat keine Spermien befinden. Diese sehr schwerwiegende Diagnose sollte erst dann gestellt werden, wenn sie nach 2–3 Spermiogrammen wiederholt bestätigt wurde.
Die Ursachen sind ähnlich der eingeschränkten Spermienqualität hauptsächlich genetisch bedingt. Die zweithäufigste Ursache ist dann übrigens schon die Sterilisation (Vasektomie). Will ein Paar nach Vasektomie ein Kind, so gibt es zwei Möglichkeiten der Spermiengewinnung:

  1. Die Vaso-Vasostomie (Rekonstruktion) der Samenwege sollte in Betracht gezogen werden, wenn die Vasektomie noch nicht lange zurück liegt und wenn die Partnerin noch relativ jung ist. Nach einer Rekonstruktion ist eine Empfängnis auf natürlichem Wege bis zu 60 % möglich.
  2. Die TESE (Testikuläre Spermienextraktion) ist eine einfache Operation, die ambulant in örtlicher Betäubung oder mit Vollnarkose in unserer Klinik durchgeführt werden kann. Dabei werden durch eine Hodenbiopsie Spermien gewonnen, aufbereitet und eingefroren. Die Spermien stehen damit für eine ICSI-Behandlung zur Verfügung. Schon während der Operation kann festgestellt werden, ob Spermien vorhanden sind, was in ca. 60 % der Operationen der Fall ist. Die Schwangerschaftsrate mit so gewonnenen Spermien liegt in Bad Münder bei 34 % pro ICSI-Versuch (Zum Vergleich: bundesdeutscher Durchschnitt = 24 %).