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An dieser Stelle informieren wir Sie immer aktuell zu laufenden Diskussionen oder wichtigen Erkenntnissen aus der medizinischen Forschung und der klinischen Praxis.
Hier werden alle bisherigen und zukünftigen Beiträge hinterlegt.
Kürzlich wurde eine prospektive longitudinale Fall-Kontroll-Studie publiziert, die anhand von MRT-Untersuchungen bei 110 Erstgravida im dritten Trimenon (34. SSW), 34 Erstgebährenden (33 Tage nach Entbindung) und einer Kontrollgruppe (darunter Nulligravida) Veränderungen der Neuroplastizität des Gehirns untersuchte (Paternina-Die et al. Women's neuroplasticity during gestation, childbirth and postpartum. Nat. Neurosci. 2024; 27: 319-327y).
Dabei zeigte sich zum Ende des dritten Trimenons ein abnehmendes Gehirnvolumen im Vergleich zu Nulligravida. Diese Veränderungen betrafen insbesondere das Ruhezustand- Netzwerk und die frontoparietalen Netzwerke. Die Reduktion des Gehirnvolumens war zu Beginn des Wochenbetts rückgängig bzw. verringerte sich postpartal. Abhängig vom Entbindungsmodus fand sich ein signifikanter Unterschied zwischen spontan bzw. durch eine primäre Sectio entbindenden Frauen. Bei Letzteren zeigten die betroffene Areale eine schnellere Erholung bzw. ein signifikant höheres kortikales Volumen. Ältere Untersuchungen beschrieben diese Gehirnveränderung sogar noch 1, 2 und 6 Jahre nach der Geburt.
Die bereits bekannte Reduktion der Mikroglia während der Schwangerschaft spiegelt höchstwahrscheinlich den systemischen anti-inflammatorischen Status des peripheren Immunsystems wieder. Es wird postuliert, dass dieser Mechanismus in einen möglichen „analgetischen“ Effekt vor der Entbindung involviert sein könnte.
Kritik an dieser Studie ergibt sich aus den fehlenden präkonzeptionellen Aufnahmen der schwangeren Patientinnen. Ebenfalls bemängelt wurde, dass es sich um eine homogene Gruppe von Frauen in ähnlich guten sozio-ökonomischen Verhältnissen handelte und keine endokrinen oder immunologischen Biomarker untersucht wurden.
Man hofft, durch derartige Untersuchungen Mechanismen zu eruieren, die z.B. kausal in die Entwicklung postpartaler Depressionen involviert sind und neue Therapie-Optionen ermöglichen.
Dr. med. Raquel Pozo-Ugarte