Neues aus der Wissenschaft

Immer auf dem neuesten Stand

An dieser Stelle informieren wir Sie immer aktuell zu laufenden Diskussionen oder wichtigen Erkenntnissen aus der medizinischen Forschung und der klinischen Praxis.

Hier werden alle bisherigen und zukünftigen Beiträge hinterlegt.

23.05.2022 | Addison-Krisen werden zu spät erkannt und therapiert

Eine Addison-Krise als Ausdruck einer dekompensierten primären oder sekundären Nebenniereninsuffizienz wird immer noch zu selten rechtzeitig erkannt und adäquat therapiert. Die potentiell lebensbedrohliche Krise wäre oft durch eine gute Schulung von Patientinnen und Patienten sowie der Mitarbeiter/innen im Gesundheitswesen vermeidbar. 2016 untersuchte die Arbeitsgruppe unserer Kollegin PD Dr. Dr. B. Harbeck (Kampmeyer et al. Eur. J. Intern. Med. 2016; 33: e13–e15) die Kenntnisse der konservativen und chirurgischen Ärztinnen und Ärzte in einer großen Universitätsklinik. Erschreckenderweise konnten nur 9,6% alle Situationen bei Patientinnen und Patienten richtig identifizieren, die einer Anpassung der Corticosteroid-Dosis bedurften.

Bis heute hat sich die Situation in Deutschland nicht gravierend verbessert, wie man in den letzten 2 Jahren mit vielen Corona-Infektionen, dadurch bedingter Addison-Krisen und entsprechenden Krankenhausaufenthalten leidvoll erfahren musste.
Erfreulicherweise sind Patientenvereinigungen selbst aktiv in der Information und Aufklärung ihrer Mitglieder, wie z.B. in der deutschen Selbsthilfeorganisation Glandula.

In den letzten Jahren hat sich das niederländische Netzwerk von Ärzten, Krankenschwestern und Patienten BijnierNET (auch AdrenalNET genannt) in dieser Hinsicht sehr engagiert, 2015 BijnierNET/AdrenalNET gegründet und kontinuierlich Informationen für Patientinnen, Patienten, Familienmitglieder sowie auch Gesundheitsdienstleister zusammengestellt.
Es sind z.B. ein europäischer Notfallausweis, eine kostfreie App, Unterrichtsmaterial, Lehrprogramme für Pflegekräfte, Animationen und Infographics für Patienten und Angehörige und entstanden. Vieles wurde durch die Zusammenarbeit mit skandinavischen Gesundheitsdienstleistern, insbesondere aus Dänemark, entwickelt. Zahlreiche dieser Materialien werden bereits jetzt auch im deutschen Gesundheitssystem genutzt.

Wir möchten deswegen gerne intensiver zum Wohle unserer Patientinnen, Patienten & deren Angehörigen mit AdrenalNET kooperieren und freuen uns über deren Bereitschaft. Herzlichen Dank dazu an den Vorstand von AdrenalNET und den Geschäftsführer Johan G. Beun!

In einem ersten Schritt werden wir entsprechende Animationen auf den Informationsseiten unserer Homepage verlinken. Herzliche Grüße an unsere niederländischen Nachbarn, wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.

Dr. med. Catharina Bullmann