Neues aus der Wissenschaft

15.06.2020 | Väterliches Alter und Abortrate

Das Alter der Frau ist als relevantester Prognoseparameter sowohl für die spontane Konzeptionschance als auch die Ergebnisse einer Kinderwunschtherapie sowie den Schwangerschaftsverlauf (insbesondere die Abortrate) anerkannt.
In den letzten Jahren ist der Fokus zusätzlich aber auch auf paternale Faktoren gerichtet, von denen mittlerweile bekannt ist, dass sie für die Reproduktion nicht unbedeutend sind (Oldereid et al. The effect of paternal factors on perinatal and paediatric outcomes: a systematic review and meta-analysis. Hum. Reprod. Update 2018; 24: 320-389).
Interessant ist daher eine gerade publizierte Meta-Analyse, die Studien zum Zusammenhang zwischen dem paternalen Alter und dem Abortrisiko einbezogen hat (du Fossé et al. Advanced paternal age is associated with an increased risk of spontaneous miscarriage: a systematic review and meta-analysis. Hum. Reprod. Update 2020; May 2 [Epub ahead of print]).

Begutachtet wurden 975 Originalarbeiten und von diesen letztendlich 9 Studien eingeschlossen. Verglichen mit einer Referenzgruppe (Alter der Väter 25-29 Jahre) zeigten die Altersgruppen der Männer (nach Adjustierung des mütterlichen Alters) die nachfolgend dargestellten gepoolten Abortrisiken:

30 - 34 J. 1,04 (95% CI 0,90 – 1,21)
35 – 39 J. 1,15 (95% CI 0,92 – 1,43)
40 – 44 J. 1,23 (95% CI 1,06 – 1,43) (signifikant)
≥ 45 J. 1,43 (95% CI 1,13 – 1,81) (signifikant)

Mit höherem paternalen Alter stieg das Risiko von Spontanaborten, auch wenn dieser Einfluss nicht so stark ist wie der des mütterlichen Alters. Ab dem 40. Lebensjahr der Männer war der Anstieg der Abortraten gegenüber der Referenzgruppe signifikant, was sich auch in einer Subanalyse von Studien mit ausschließlicher Betrachtung des ersten Trimenons nicht änderte.
Die Autoren betonen, dass daher nicht nur das Alter der Frau sondern auch dieser Zusammenhang in der präkonzeptionellen Beratung der Paare berücksichtigt werden sollte.

Prof. Dr. med. Frank Nawroth