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15.06.2024 | Dydrogesteron und Fehlbildungsrisiko

Dydrogesteron (Duphaston) ist zur Unterstützung der Lutealphase bei der assistierten Reproduktion (ART) und auch im 1. Trimenon bei imminenten oder wiederholten Spontanaborten (WSA) seit längerem etabliert. Auf Basis der publizierten Daten überprüfte eine Arbeitsgruppe die Sicherheit der Medikation in Bezug auf das Fehlbildungsrisiko (Katalinic et al. No additional risk of congenital anomalies after first-trimester dydrogesterone use: a systematic review and meta-analysis. Hum. Reprod. Open 2024 Jan 23;2024(1):hoae004). Dies war notwendig, weil einige (aufgrund methodischer Mängel) mittlerweile zurückgezogene Publikationen einen Zusammenhang zwischen Dydrogesteron und einer Teratogenität vermuteten und Dydrogesteron als weniger sicher im Vergleich zum bioidentischen Progesteron beschrieben wurde.

Einschlusskriterien, die letztendlich zur Auswahl von 6 RCT und 2 Beobachtungsstudien (von 897 begutachteten Publikationen) führten, waren:

  • Alter > 17 Jahre (Abortus imminens, WSA und/oder ART)
  • Anwendung von Dydrogesteron im 1. Trimester vs. Placebo, vs. keine Therapie oder vs. andere Interventionen
  • Untersuchung der kindlichen Fehlbildungen (≤ 12 Monate)

Eingeschlossen wurden damit 5070 Patientinnen mit 2680 Lebendgeburten (aus 16 Ländern).
Die Meta-Analyse der RCT zeigte ein relatives Risiko kindlicher Fehlbildungen von 0,92 [95% CI 0,55 – 1,55]. Nach zusätzlicher Berücksichtigung der beiden Beobachtungsstudien lag es bei 1,11 [95% CI 0,73 – 1,68].

Die eingeschlossenen Studien ergaben also mit der momentan bestmöglichen Sicherheit keinen Hinweis auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko bei Anwendung von Dydrogesteron in den o.g. Indikationen, wobei die Erfassung der kindlichen Anomalien nicht immer einheitlich erfolgte.

Prof. Dr. med. Frank Nawroth