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01.03.2019 | Potentieller Einfluss der Kinderwunsch-Therapie auf eine Endometriose

Viele Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch weisen eine Endometriose unterschiedlichen Grades auf. Gemeinsam ist ihnen oft die Sorge vor einer Verschlechterung der hormonabhängigen Erkrankung, wenn sie ovariell stimuliert werden.

Auch wenn es in der Vergangenheit Studien gab, die keine Korrelation mit der Zykluszahl, ovariellen Reaktion und Art der Kinderwunsch-Therapie zeigten (z.B. D´Hooghe et al. Fertil. Steril. 2006;86:283-290; Benaglia et al. Eur. J. Obstet. Gynecol. Reprod. Biol. 2010;148:49–52), waren diese für verlässliche endgültige Schlussfolgerungen nicht ausreichend.

Wichtig ist daher ein gerade publizierter Review von 16 eingeschlossenen Studien (initial 300 gesichtet) zur o.g. Fragestellung bei einer alleinigen ovariellen Stimulation oder in Kombination mit einer intrauterinen Insemination oder IVF (Somigliana et al. Ovarian stimulation and endometriosis progression or recurrence: a systematic review. Reprod. Biomed. Online 2018; Dec 23 [Epub ahead of print]). Trotz der initialen Intention, auch eine Meta-Analyse zu erstellen, nahm man davon wegen der erheblichen Variabilität hinsichtlich Follow up-Dauer, Studiendesign sowie Definition der Outcome-Parameter Abstand und beließ es bei einem Review.

Nach Auswertung der Studien kamen die Autoren zu 5 Schlussfolgerungen:

  1. Die IVF verschlechtert nicht die Endometriose-assoziierten Schmerzen (mäßige Datenqualität).
  2. Die IVF erhöht nicht das Risiko eines Endometriose-Rezidivs (mäßige Datenqualität).
  3. Die IVF hat nur einen geringen Einfluss auf ovarielle Endometriome (niedrige Datenqualität).
  4. Die intrauterine Insemination kann das Risiko eines Endometriose-Rezidivs erhöhen (niedrige Datenqualität).
  5. Die ovarielle Stimulation kann zur Progredienz einer tief-infiltrierenden Endometriose führen (sehr niedrige Datenqualität).

Die Autoren konstatierten, dass die vorhandenen Daten zumindest für die IVF beruhigend sind und z.B. prophylaktische operative Massnahmen zur Prävention einer Endometriose-Progression oder eines -Rezidivs vor einer assistierten Reproduktion nicht rechtfertigen. Sie sehen vor einem endgültigen Fazit allerdings weiteren Klärungsbedarf. Dies betrifft vor allem zusätzliche Untersuchungen zum potentiellen Einfluss auf die tief-infiltrierende Endometriose sowie den möglichen synergistischen Effekt von Stimulation und Schwangerschaft.


Prof. Dr. med. Frank Nawroth