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01.08.2018 | GnRH-Agonisten zur Fertilitätsprotektion bei onkologischen Therapien

Chemotherapien können zu einer Schädigung der Ovarfunktion führen. Das Ausmaß ist dabei vom Alter der Patientin sowie der Art und Dosis der Chemotherapie abhängig. Bisherige Studien zur Fragestellung, ob eine temporäre Suppression des Ovars durch Gonadotropin-Releasing-Hormon Agonisten (GnRHa)  während einer Chemotherapie zum Fertilitätserhalt beiträgt, ergaben kontroverse Ergebnisse.
Nun wurde erneut eine Meta-Analyse zu diesem Thema publiziert (Lambertini et al. Gonadotropin-releasing hormone agonists during chemotherapy for preservation of ovarian function and fertility in premenopausal patients with early breast cancer: a systematic review and meta-analysis of individual patient–level data. J. Clin. Oncol. 2018; May 2 [Epub ahead of print]).
Eingeschlossen wurden 873 Patientinnen aus fünf Studien. Nach einem Jahr Follow-up zeigten sich noch keine signifikanten Unterschiede im Auftreten einer sekundären Amenorrhoe  nach Chemotherapie und gleichzeitiger GnRHa-Gabe im Vergleich zur Kontrollgruppe  (36,8% GnRHa- vs. 40,4% Kontrollgruppe; p=0,623). Nach einem Follow-up von 2 Jahren wurden dagegen signifikant unterschiedliche Effekte beobachtet: In der GnRHa-Gruppe entwickelten hier 39 von 214 Patientinnen (18,2%) eine Amenorrhoe verglichen mit 63 von 210 (30,0%) in der Kontrollgruppe (P=0,009). Auch die Schwangerschaftsrate nach Chemotherapie war in der GnRHa-Gruppe höher: 37 von 359 Frauen (10,3%) vs. 20 von 367 (5,5%) in der Kontrollgruppe (p=0,03). Alle Schwangerschaften traten bei Frauen ein, die zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ≤ 40 Jahre alt waren. Das krankheitsfreie Überleben sowie das Gesamtüberleben waren in beiden Gruppen nicht signifikant verschieden, was für die Sicherheit der GnRHa-Anwendung spricht.
Diese neuen Daten zeigen somit zum einen, dass die Gabe von GnRHa während einer Chemotherapie eine effiziente Therapie darstellt, um die Wahrscheinlichkeit einer prämaturen ovariellen Insuffizienz infolge einer Chemotherapie zu reduzieren. Zum anderen wird aber auch deutlich, dass eine kurzfristige Kontrolle der Ovarfunktion nach Chemotherapie nicht sicher klären kann, ob tatsächlich bereits eine irreversible Schädigung des Ovars gegeben ist. Erst durch ein längeres Follow-up konnte hier eine genauere Aussage getroffen werden.

PD Dr. med. Sabine Segerer