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01.05.2018 | Hormonale Kontrazeption und Brustkrebs-Risiko

In einer aktuellen Studie (Morch et al. Contemporary hormonal contraception and the risk of breast cancer. N. Engl. J. Med. 2017; 377: 2228-2239) kamen die Autoren in einer prospektiven Kohortenstudie zum Ergebnis, dass das Brustkrebsrisiko unter der Gabe von hormonalen Kontrazeptiva steigt. Die Studie umfasste Frauen in Dänemark zwischen dem 15. - 49. Lebensjahr. Ausschlusskriterien waren ein Zustand nach venöser Thromboembolie, vorherige maligne Erkrankungen sowie eine erfolgte Kinderwunschtherapie. Die Autoren konnten 1,8 Millionen Frauen über 10,9 Jahre nachbeobachten. Bei 19,6 Millionen Personenjahren traten 11 517 Mammakarzinome auf. Das relative Risiko lag bei 1,20 (95% CI 1,14-1,26). Insgesamt stieg es von 1,09 bei Anwendung < 1 Jahr auf 1,38 nach > 10 Jahren (P = 0,002).
Allerdings berichteten die Autoren, dass das relative Risiko in Abhängigkeit vom Präparat zwischen 1,0-1,6 schwankte. Auch das relative Risiko für ein intrauterines System („Hormonspirale“) lag bei von 1,21 (95% CI 1,11-1,33).  
Berechnet ergab der absolute Anstieg der Brustkrebsfälle bei Frauen, die kürzlich oder auch aktuell hormonale Kontrazeptiva eingenommen hatten, 13 pro 100 000 Personenjahre. Umgerechnet wäre das ca. eine zusätzliche Erkrankung auf 7690 Frauen, die ein Jahr lang eine Kontrazeption mit Hormonen nutzen. Die absolute Risikoerhöhung ist also gering.
Zusätzlich zu dieser Information sollte über das deutlich reduzierte Darm- und Ovarialkarzinom-Risiko unter der Einnahme von hormonalen Kontrazeptiva informiert werden.

Prof. Dr. med. Christoph Dorn