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01.01.2024 | Spermidin als „Anti-aging“?

In einer aktuellen Arbeit wurde das Stoffwechselprodukt Spermidin im Zusammenhang mit der Qualität von Eizellen bei Mäusen näher untersucht (Zhang et al. Polyamine metabolite spermidine rejuvenates oocyte quality by enhancing mitophagy during female reproductive aging. Nat. Aging 2023; 3: 1372-1386).

Spermidin wurde im Serum älterer weiblicher Mäusen deutlich niedriger gemessen als bei jüngeren. Die Behandlung der älteren Mäuse mit Spermidin-Injektionen oder auch der Verabreichung über das Trinkwasser verbesserte die Follikel- und Embryonalentwicklung, Fertilität und Eizellreifung. Nach einem Jahr ist bei Mäusen normalerweise die Entwicklung von Nachkommen um 80% reduziert. Erhielten die Mäuse Spermidin, lag der Abfall nur bei 60%. Die Spermidin-Gabe bei der in vitro-Fertilisation verbesserte die Qualität der Eizellen. Die Zugabe von Spermidin zu in vitro-Kulturen unreifer Eizellen von Mäusen und Schweinen erhöhte die Anzahl zur Metaphase II reifender Eizellen.

Die Übertragbarkeit der Daten auf den Menschen ist allerdings unklar, da weibliche Mäuse meist nur 2 Jahre leben, keine Menopause aufweisen und lebenslang fruchtbar sind. Zu erwähnen ist außerdem, dass Spermidin in hoher Dosierung eher das Gegenteil bewirkt und die Ovarien, die Granulosazellen und auch die Eizellen eher negativ beeinflusst. Somit könnte die Dosierung entscheidend sein.
Die potenzielle „Anti-aging“-Wirkung von Spermidin auf das Ovargewebe bzw. die Eizellen bedarf daher weiterer Untersuchungen.

Prof. Dr. med. Christoph Dorn