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Hier werden alle bisherigen und zukünftigen Beiträge hinterlegt.

15.11.2022 | Transfer von 2 Embryonen unterschiedlicher Qualität

In prognostisch günstigen Situationen präferieren wir im Therapieplanungsgespräch mit den Patienten den Single-Embryotransfer. Manchmal gibt es aber die Überlegung, zu einem „good quality embryo“ noch einen zusätzlich vorhandenen „poor quality embryo“ hinzufügen. Die Überlegung ist dann oft: wird schon nicht schaden und vermutlich auch das Mehrlingsrisiko nicht (relevant) erhöhen.
Dem scheint nach einer aktuellen Meta-Analyse aber nicht so zu sein (Xiao et al. Transfer of a poor-quality along with a good-quality embryo on in vitro fertilization/intracytoplasmic sperm injection-embryo transfer clinical outcomes: a systematic review and meta-analysis. Fertil. Steril. 2022; Oct 13: Online ahead of print, https://doi: doi: 10.1016/j.fertnstert.2022.08.848).
Eingeschlossen wurden 17 Studien mit 17612 Zyklen für einen „good quality embryo“-Transfer und 6431 Zyklen für einen „good quality embryo + poor quality embryo“-Transfer.

Bezüglich der klinischen Schwangerschafts-Rate (RR 1,02; 95% CI 0,91 – 1,14) und der Lebendgeburtenrate (RR 0,96; 95% CI 0,87 – 1,07) zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen. Ein „good quality embryo + poor quality embryo“-Transfer erhöhte aber signifikant das Risiko einer Mehrlings-Schwangerschaft. Dieser Trend zeigte sich auch in einer Subgruppenanalyse nach dem Transferzeitpunkt und den Beurteilungskriterien für die Qualität der Embryonen. Möglicher Bias der Analyse war, dass nur in 6 der inkludierten 17 Studien das Alter ausreichend berücksichtigt wurde.

Die Ergebnisse sprechen gegen den zusätzlichen Transfer eines „poor quality embryos“, wenn ein „good quality embryo“ vorhanden ist.

Prof. Dr. med. Frank Nawroth