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15.01.2021 | Risiko eines schweren ovariellen Überstimulationssyndroms (OHSS) nach Ovulationsinduktion mit einem GnRH-Agonisten

In verschiedenen Studien zeigte sich, dass die Ovulationsinduktion mit einem GnRH-Agonisten (GnRHa) in Risikokollektiven das Risiko eines schweren Überstimulationssydromes (OHSS) senkt.
Ein aktueller Review mit anschließender Meta-Analyse beschäftigte sich mit der OHSS-Inzidenz nach einem GnRHa-Trigger in Risikokollektiven (Ioannidou et al. How frequent is severe OHSS after GnRH-agonist triggering in high risk women: a systematic review and meta-analysis. Reprod. Biomed. Online 2020; Nov 28: Online ahead of print).
Die gepoolte Inzidenz eines schweren OHSS lag nur dann bei 0% (95% CI: 0,0-0,0, 14 Studien, n=1315), wenn keine Form irgendeiner Lutealphasenunterstützung erfolgte. Auch beim “normalen” bzw. “intensivierten” Lutealphasensupport nur mit Progesteron lagen die Inzidenzen bei 0% bei einem allerdings etwas weiteren 95% CI (0,0-1,0, 6 Studien; n=240 bzw. 0,0-1,0, 3 Studien; n=200).
Die Inzidenz stieg auf 1% (95% CI: 0,0-2,0, 10 Studien, n=707), wenn mit HCG supplementiert wurde. Ebenfalls bei 1% (95% CI: 0,0-3,0, eine Studie, n=182) lag sie beim “dual triggering” mit einem GnRHa und HCG.
Man muss also konstatieren, dass sich in Risikokollektiven nach „GnRHa-Trigger“ ein schweres OHSS nur dann komplett eliminieren lässt, wenn kein Lutealphasensupport – auch nicht mit Progesteron allein – erfolgte.
Da nach dem „GnRHa-Trigger“ aber nicht nur das OHSS-Risiko sondern auch die Effektivität der Therapie interessieren, bleibt – wenn die Entscheidung für einen „Frisch“-Transfer gefallen ist – die Supplementierung der Lutealphase ein Thema.

Prof. Dr. med. Frank Nawroth