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15.11.2020 | Einfluss der Adenomyose auf die Reproduktion

Die Adenomyose stellt in der Reproduktionsmedizin ein häufiges Problem dar. Sie kann extrem heterogen auftreten, was eine Vergleichbarkeit der Patientinnen und pauschale Aussagen zu ihrem Einfluss auf die Fertilität sowie den Schwangerschaftsverlauf erschwert.
In einer aktuellen Meta-Analyse wurde dieser Einfluss auf der Basis von 17 Beobachtungsstudien (publiziert bis April 2020) im Zusammenhang mit der assistierten Reproduktion (ART) untersucht (Nirgianakis et al. Fertility, pregnancy and neonatal outcomes of patients with adenomyosis: a systematic review and meta-analysis. Reprod. Biomed. Online 2020; Oct 4, Online ahead of print). Die Diagnostik der Adenomyose erfolgte durch eine Vaginalsonographie, ein MRT oder beides.

Im Ergebnis der Meta-Analyse fanden sich bei der ART von Patientinnen mit einer Adenomyose eine signifikant niedrigere klinische Schwangerschafts- (OR 0,69; 95% CI 0,51 – 0,94) und eine signifikant höhere Abortrate (OR 2,17; 95% CI 1,25 – 3,79). Diese Zusammenhänge blieben auch nach Altersadjustierung unverändert. Das Signifikanzniveau der niedrigeren Schwangerschaftsrate lag in der Subgruppe von Patientinnen mit kurzen Stimulationsprotokollen (GnRH-Antagonisten- bzw. kurzes GnRH-Agonisten-Protokoll) noch etwas höher. Signifikant höher waren bei der Adenomyose außerdem das Risiko einer Präeklampsie, einer Frühgeburt, einer Sectio, einer fetale Lageanomalie, eines SGA-Kindes sowie postpartaler Blutungen.

Die Autoren konstatierten, dass eine mögliche protektive Wirkung durch ultra-lange Stimulationsprotokolle einer weiteren Evaluation in randomisierten und kontrollierten Studien bedarf. Sie empfehlen eine den o.g. Ergebnissen entsprechende Beratung sowie ein angepasstes Monitoring der Schwangerschaft.

Prof. Dr. med. Frank Nawroth