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01.02.2024 | AMH zur Prädiktion der ovariellen Reaktion auf eine Stimulation beim PCO-Syndrom

Die Stimulation von Patientinnen mit einem PCO-Syndrom (PCOS) ist manchmal etwas „kniffelig“, weil die individuelle ovarielle Reaktion überaus unterschiedlich sein kann. In einer aktuellen randomisierten Studie wurde versucht, anhand des AMH-Wertes eine Vorhersage über die erfolgreiche Ovulationsinduktion bei Frauen mit einem PCOS zu treffen, die mit Metformin und/oder Clomifen (CC) behandelt wurden (Komorowski et al. Anti-müllerian hormone level predicts ovulation in women with polycystic ovary syndrome treated with clomiphene and metformin. Fertil. Steril. 2023; Dec 26: Online ahead of print).

Randomisiert wurden in 333 Patientinnen in 3 Gruppen (n=124 mit CC, n=124 mit CC + Metformin, n=85 mit Metformin). Die Therapie erfolgte bis zum positiven Schwangerschafts-Test oder bis zum vollendeten 6. Zyklus. Dabei interessierte die Assoziation von AMH (verfügbar bei n=322) mit der Ovulations-, Schwangerschafts- und Lebendgeburtenrate.

Der mediane basale AMH-Wert lag bei 11,7 ± 8,3 ng/ml. Mit jedem Anstieg um 1 ng/ml sank die Wahrscheinlichkeit einer Ovulation um 10% (OR 0,90; 95% CI 0,86-0,93). Dies galt für alle 3 Gruppen. Frauen mit einem AMH > 8 ng/ml ovulierten signifikant seltener als Frauen mit einem AMH < 4 ng/ml (OR 0,23; 95% CI 0,05-0,68). Die Unterschiede änderten sich auch nach Kontrolle von Einflussfaktoren wie z.B. Alter, BMI und HOMA-IR nicht.

Ein Maximalwert, oberhalb dessen keine Ovulationen mehr eintraten, ließ sich nicht definieren. Die basale AMH-Konzentration war nicht mit der Schwangerschafts- und Lebendgeburtenrate assoziiert.

Als praxisrelevante Zusammenfassung würde ich konstatieren, dass die Untersuchung bestätigt, was wir länger schon wussten. Je ausgeprägter das PCOS (mit zunehmender Zykluslänge und Höhe des AMH etc.), desto niedriger ist die Ovulationsrate mit den hier untersuchten Medikamenten und desto wahrscheinlich wird die Notwendigkeit einer Gonadotropin-Stimulation. In welcher Konstellation man letztere ggf. primär präferieren könnte, ist allerdings schwer definierbar und individuell abzuwägen.

Prof. Dr. med. Frank Nawroth