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Die Zahl der Kinder, welche nach einer Kinderwunschbehandlung und hier insbesondere nach einer „künstlichen Befruchtung“ geboren werden, nimmt weltweit seit einigen Jahrzehnten zu. Mit deren Älterwerden gewinnen zunehmend auch Fragen zu ihrer allgemeinen und gesundheitlichen Entwicklung sowie Erkenntnisse über die Fertilität der nachfolgenden Generation an Bedeutung. Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) wird als Ergänzung der konventionellen In vitro-Fertilisation (IVF) seit 1992 angewendet und diente ursprünglich vor allem zur Behandlung von Paaren mit einer Subfertilität des Mannes. Bisher liegen nur begrenzte Daten zum Vergleich der Pubertätsentwicklung und des reproduktiv-endokrinen Profils bei Jugendlichen vor, die nach einer Therapie mittels ICSI oder nach spontaner Konzeption (SC) geboren wurden.
Diese konnten aktuell durch eine in Deutschland durchgeführte, prospektiv-kontrollierte Nachbeobachtungsstudie bei Jugendlichen (ICSI: n = 274; SC: n = 273) im Alter von 14-18 Jahren erweitert werden (Sonntag et al. Pubertal development and reproductive hormone levels of singleton ICSI offspring in adolescence: results of a prospective controlled study. Hum. Reprod. 2020; 35: 968-976). Für die Mädchen wie auch die Jungen zeigte sich dabei eine vergleichbare und altersentsprechende Pubertätsentwicklung anhand der Tannerstadien und dem Alter bei der Menarche. In linearen Regressionsanalysen zeigte sich auch eine unauffällige weibliche reproduktiv-endokrine Situation. Bei den männlichen Jugendlichen jedoch fanden sich eine Tendenz zu niedrigeren Serum Inhibin B-Spiegeln, signifikant höhere Östradiolwerte und ein signifikant niedrigerer Testosteron-Östradiol-Quotient. Auch wenn diese Daten - im Einklang mit anderen dazu kürzlich publizierten Arbeiten - eine mögliche Einschränkung der endokrinen Hodenfunktion bei nach einer ICSI-Therapie konzipierten Jugendlichen andeuten, sind die Unterschiede doch insgesamt als sehr gering einzuschätzen und eine Beurteilung der reproduktiven Hodenfunktion sowie der späteren Fertilität damit gegenwärtig noch nicht möglich.
Prof. Dr. med. Barbara Sonntag