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01.12.2017 | Neue Ergebnisse der WHI-Studie

Die WHI-Studie wurde initial konzipiert um zu prüfen, ob eine Hormontherapie (HT) als primäre Prävention chronischer Erkrankungen - insbesondere kardiovaskulärer Ereignisse – bei postmenopausalen Frauen eingesetzt werden kann. Entgegen der erhofften Erwartungen zeigten die ersten Daten 2002 jedoch ein gesteigertes kardiovaskuläres Risiko, wie auch ein gesteigertes Thrombose- und Mammakarzinom-Risiko unter kombinierter HT.
Die Autoren der WHI-Studie veröffentlichten nun neue Ergebnisse aus der Studie (Manson et al. Menopausal hormone therapy and long-term all-cause and cause-specific mortality: the Women's Health Initiative randomized trials. JAMA 2017; 318: 927-938). Fokus der aktuellen Post-hoc-Analyse war die Gesamtmortalität in der Interventions- (5,6 Jahre für konjugierte Östrogene und MPA bzw. 7,2 Jahre für konjugierte Östrogene allein) und der Postinterventionsphase (18 Jahre Follow-up).
Von den 27347 randomisierten Frauen (mittleres Alter: 63,4 Jahre) verstarben 7489 Frauen (1088 in der Interventions- und 6401 in der Postinterventionsphase). Dabei unterschied sich die Gesamtmortalität der Frauen mit HT (Östrogenmono und kombinierte HT gepoolt) nicht von der Placebogruppe (27,1% vs. 27,6%; HR 0,99; 95% CI 0,94-1,03). Insbesondere die kardiovaskuläre (HR 1,00; 95% CI 0,92-1,08) und auch die Krebsmortalität (HR 1,03; 95% CI 0,95-1,12) waren zwischen der Anwender- (HT gepoolt) und Placebogruppe nicht signifikant verschieden. Auch konnten keine signifikanten Unterschiede in der Gesamtmortalität für Östrogene allein vs. Kombinationstherapie festgestellt werden.
Bemerkenswert war die erneute Darstellung, dass bei jüngeren Frauen (50-59 Jahre) im Vergleich zu älteren Frauen (70-79 Jahre) die Gesamtmortalität in der Interventionsphase signifikant reduziert war (HR 0,61; 95% CI 0,43-0,87). Dieser Unterschied zeigte sich auch nach 18 Jahren Follow-up, verfehlte jedoch die statistische Signifikanz (HR 0,87; 95% CI 0,76-1,00). Dies lässt vermuten, dass mit längerer Dauer der Anwendung die Risiken den positiven Nutzen einer HT zunehmend reduzieren. Ob ein früherer Start der HT  (bereits in der Perimenopause) möglicherweise bessere Ergebnisse erbracht hätte, können die neuen Daten leider nicht beantworten.
Insgesamt geben diese Ergebnisse jedoch einen neuen Baustein an Sicherheit und sollten insbesondere im Aufklärungsgespräch mit unseren Patientinnen vor Start einer HT Erwähnung finden.

PD Dr. med. Sabine Segerer