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15.05.2021 | Hormonelle Kontrazeption und AMH

Die nachfolgend beschriebene Studie beschäftigt sich zwar mit einem bekannten Thema – dem Einfluss einer hormonellen Kontrazeption auf das AMH, liefert aber in einigen Details etwas dezidiertere Daten als die bisherigen Publikationen (Bernardi et al. Duration, recency, and type of hormonal contraceptive use and antimüllerian hormone levels. Fertil. Steril. 2021; Mar 19: Online ahead of print).
Untersucht wurden 1643 Frauen (29,2 ± 3,4 Jahre) (aktuelle sowie frühere Anwenderinnen hormoneller Kontrazeptiva sowie Kontrollen).
Bekannt war, dass das AMH unter einer hormonellen Kontrazeption (unabhängig von EE-Gehalt) um bis 30% abfällt (Bentzen et al. Reprod. Biomed. Online 2012; 25: 612-619). In der aktuellen Untersuchung sank das AMH bei den Anwenderinnen kombinierter hormoneller Kontrazeptiva um 24%. Die Unabhängigkeit von der EE-Dosis bestätigte sich. Auch ein LNG–IUS senkte das AMH im Median um 8,7%, wobei diese Differenz gegenüber der Kontrollgruppe ohne hormonelle Kontrazeption nicht signifikant war. Im Median -26,7% betrug der AMH-Abfall unter Depot-MPA.
Der extrem starke Einfluss auf das AMH bei den Ring-Userinnen (- 64,8%!!!) mag mit der geringen Fallzahl in dieser Gruppe (n=28) zusammen hängen und muss darum mit Vorsicht interpretiert werden.
Die AMH-Veränderungen unter einer hormonellen Kontrazeption sind reversibel. Die Autoren schreiben, dass die Zeit für die Rückbildung unklar ist. Zumindest für das Absetzen kombinierter hormoneller Kontrazeptiva gibt es mittlerweile aber erste Daten: Nach 2 Monaten sind die Veränderungen sowohl des AMH als auch des AFC reversibel (Landersoe et al. Ovarian reserve markers after discontinuing long-term use of combined oral contraceptives. Reprod. Biomed. Online 2020; 40: 176–186).

Prof. Dr. med. Frank Nawroth