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01.05.2021 | COVID-19-Antikörper in der Muttermilch nach einer COVID-19-Impfung

Unklar war bisher die Frage, ob Antikörper (Ak) gegen COVID-19 nach der Impfung stillender Mütter auch in der Muttermilch nachweisbar sind. Erstmalig wurden jetzt Ergebnisse einer prospektiven Studie aus Israel veröffentlicht (Perl et al. SARS-CoV-2-specific antibodies in breast milk after COVID-19 vaccination of breastfeeding women. JAMA 2021; April 12: Online ahead of print).
Die Impfung einer Gruppe Stillender erfolgte mit dem mRNA-Impfstoff der Fa. Pfizer/Biontech. Innerhalb eines Monats wurden 84 Frauen (mittleres Alter: 34 Jahre) in die Studie eingeschlossen und 504 Muttermilch-Proben untersucht. Die Proben wurden vor der Impfung sowie danach jeweils 1x/Woche asserviert/kryokonserviert und später IgA- und IgG-Ak gemessen.

Bereits 2 Wochen nach der 1. Impfung konnten in über 60% der Proben IgA-Ak nachgewiesen werden, in Woche 4 bereits in 86%. IgG-Ak folgten langsam nach den ersten 3 Wochen. In Woche 5 und 6 fanden sich in 97% der Proben IgG-Ak. Die Autoren beschrieben sowohl bei den stillenden Müttern als auch den Säuglingen (mittleres Alter: 10 Monate) keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. 4 Kinder zeigten eine geringgradige Fiebersymptomatik und leichte Infektionen im oberen Rachenbereich.
Die Untersuchung belegt, dass nach der Impfung stillender Müttern sowohl IgA- als auch IgG-Ak in der Muttermilch nachweisbar sind und protektiv gegen die Infektion bei Säuglingen wirken könnten. Weitere Hinweise zum Ak-Nachweis in der Muttermilch existieren aus Studien an Frauen, die in der Stillperiode an COVID-19 erkrankten.

Man wird abwägen müssen, ob stillende Frauen in der „Impfreihenfolge“ ggf. priorisiert werden sollten. Das CDC (Center for Disease Control and Prevention) in den USA empfiehlt dies bereits.

Prof. Dr. med. Christoph Dorn