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15.06.2021 | Lutealphasen-Unterstützung nach Kryotransfer im Spontanzyklus

Kürzlich publiziert wurde ein Review mit Meta-Analyse zur Frage, ob nach einem Kryotransfer im Spontanzyklus (mit spontanem LH-Anstieg oder HCG-Gabe zur Ovulationsinduktion) eine Lutealphasen-Supplementierung sinnvoll ist (Mizrachi et al. Should women receive luteal support following natural cycle frozen embryo transfer? A systematic review and meta-analysis. Hum. Reprod. Update. 2021; Apr 8: Online ahead of print). Bisher verneinten wir in unserem Zentrum diese Frage.

In die Meta-Analyse eingeschlossen wurden 7 Studien, 4 davon randomisiert und kontrolliert. In 2 Studien wurde wiederholt HCG zur Supplementierung in der Lutealphase gegeben, in den anderen 5 Studien alleinig Progesteron.
In der Meta-Analyse erhöhte die Gabe von HCG in der Lutealphase die klinische Schwangerschaftsrate nicht (2 Studien, OR 0,85, 95% CI 0,64-1,14). Andererseits war die Progesteron-Supplementierung mit einer höheren kumulativen Schwangerschaftsrate (5 Studien, OR 1,48, 95% CI 1,14-1,94) und einer höheren Lebendgeburtenrate (3 Studien, OR 1,67, 95% CI 1,19-2,36) assoziiert. Auch in einer Subgruppen-Analyse unter Ausschluss der nicht-randomisierten kontrollierten Studien änderten sich die Ergebnisse nicht.

Eine Subgruppen-Analyse zeigte dasselbe Ergebnis, wenn man nur die Zyklen betrachtete, in denen HCG zur Ovulationsinduktion gegeben wurde, was wir in praxi oft machen. Auch diese Patientinnen profitierten aber von der Progesteron-Supplementierung. Man hätte vermuten können, dass nach Ovulationsinduktion mit HCG aufgrund dessen längerer Halbwertzeit gegenüber LH die Lutealphase ausreichend stimuliert wird und eine Supplementierung darum eventuell nicht erforderlich ist. Das war nicht der Fall.

Die Autoren postulieren im Ergebnis ihrer Auswertungen den Nutzen einer Progesteron-Supplementierung  im spontanen Kryozyklus. Wir haben unser Vorgehen in der Routine aufgrund der dargestellten Daten entsprechend angepasst.
 
Prof. Dr. med. Barbara Sonntag & Prof. Dr. med. Frank Nawroth